Historie

Über 250 Jahre Feuerwehr in Nieder Mörlen

Aus Gemeindeakten der bis ins Jahr 1972 eigenständigen Gemeinde Nieder Mörlen geht hervor, dass ein Feuerlöschwesen zu mindestens seit dem Jahre 1767 bestand. Vermutlich ist ein einigermaßen organisiertes Feuerlöschwesen in Nieder Mörlen aber weit älter als 250 Jahre. Aus Unterlagen des Jahres 1767 wurde bereits die Vorhaltung der nachfolgenden Gerätschaften aufgezählt:

1 taugliche Feuerspritze; Schläuche und nicht davon zu trennendes Zubehör; 30 Feuereimer; 4 hölzerne Feuerleitern ( Länge ca. 6 m ); 4 Feuerhaken ( Länge 4 – 5 m ) und Stocklaternen zum Ausleuchten.

Damals wurden zum Feuerlöschen alle männlichen Einwohner im Alter von 18 bis 40 Jahren bei Feuersnot herangezogen. Darüber hinaus war jeder Haushalt verpflichtet einen Feuereimer bereit zu halten. Ein solcher Eimer war aus Leder gearbeitet und fasste etwa 1 Ohm ( entspricht in etwa 5 Liter Wasser). Auch die damals üblichen Schläuche waren aus Leder gearbeitet und wurden nach jedem Einsatz bzw. mindestens 1 x jährlich mit Butter eingerieben um deren Geschmeidigkeit zu erhalten. Es kann daher mit Sicherheit davon ausgegangen werden, dass bereits weit vor dem Jahre 1800 eine handbetriebene Feuerspritze für einen Pferdezug im Einsatz war. Diese war in einem hölzernen Verschlag nebst weiteren Gerätschaften am Schulhaus untergebracht. Im Jahre 1848 wurde zusätzlich eine kleine einachsige Feuerspritze ( Abprotzspritze ) angeschafft.

  

In den Jahren 1890 – 1892 erlebte die Nieder Mörler Feuerwehr wohl einen enormen Aufschwung. Ein Kreisfeuerwehrinspektor ( heute wohl eher als Kreisbrandinspektor bezeichnet) mit dem Namen Hironimus ist wohl dafür verantwortlich zu zeichnen, dass neues Material durch die Gemeinde angeschafft werden mußte, indem er die völlig veralteten Gerätschaften verwarf und darauf bedacht war den Feuerschutz auf den neuesten Stand zu bringen.

Nur so lässt es sich erklären, dass in Nieder Mörlen neben dem Neubau ( 1891- 92 ) eines Feuerwehrgerätehauses mit Schlauchturm an der Ecke Fußgasse / Raiffeisenstraße im gleichen Jahr auch noch eine neue zweiachsige Feuerspritze zum Pferdezug für 1.895,– Reichsmark angeschafft wurde.

Das im Jahre 1824 erbaute alte hölzerne Feuerwehrgerätehaus ( In der Weed) wurde weiterhin noch bis zum Jahre 1924 als Abstellraum für Feuerwehrleitern und Feuerhaken genutzt.

Ein Hydrantensystem bzw. Wasserleitungen wurde in Nieder Mörlen um 1912 eingerichtet. Aus dieser Zeit ist bekannt,dass bei größeren Bränden ein Feuerreiter zu Pferd ( Feuerbote) in die benachbarten Gemeinden ritt um auch die dortige Feuerwehr zu alarmieren. Die Nieder Mörler Brandschützer wurden damals noch per Feuerhorn alarmiert. Ein Feuerwehrverein bestand wohl schon zu dieser Zeit, welcher jedoch durch die NS-Regierung per Gesetz nun Feuerlöschpolizei hieß und der regulären Schutzpolizei unterstellt war. Mit Beginn des zweiten Weltkrieges wurde dann eine Pflichtfeuerwehr eingeführt.

Auch Nieder Mörlen besaß von 1936 bis 1972 eine 12 Meter lange, in Handbetrieb ausziehbare Drehleiter, welche auf Grund ihre Länge jedoch nicht im Gerätehaus vorgelagert werden konnte. Diese wurde in der Scheuer der damaligen Metzgerei Fischer ( in unmittelbarer Nachbarschaft des damaligen Gerätehauses ) gelagert. Ab 1972 war diese dann in Bad Nauheim bis zu Ihrer entgültigen Verschrottung untergebracht.

Die erste Motorbetriebene Spritze wurde im Jahre 1942 angeschafft. Diese war dem Kriegsjahr entsprechend einfach ausgelegt.

Erst 7 Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges wurde am 22. September 1952 im Gasthaus Zum Löwen wieder ein Feuerwehrverein gegründet. Parallel zu der heute bekannten Freiwilligen Feuerwehr gab es bis zum Jahre 1971 eine Pflichtfeuerwehr.

Das erste Löschgruppenfahrzeug wurde im Jahre 1960 angeschafft. Dies war ein LF 8 mit Vorbaupumpe Modell Opel Blitz, welches weit über 30 Jahre Dienst versah. Leider wurde dieses Fahrzeug zur Zeit von Wehrführer Winkler quasi über Nacht verkauft und fand seinen Weg zurück nach Nieder Mörlen, wenn auch nur leihweise und in einem bedauerlichen Zustand, erst wieder zur 50-Jahrfeier im Jahre 2002.

Siehe Bericht der Wetterauer Zeitung: Klick Hier!

Bereits im Jahre 1961 wurde dann auch das im Jahre 1892 erbaute Gerätehaus zu klein und man baute an der Stelle der früheren Zehntscheune das noch heute bestehende Feuerwehrgerätehaus, welches mit finanzieller Unterstützung der Gemeindeverwaltung und in weitgehender Eigenleistung der Brandschützer erstellt wurde.

In der Amtszeit des 1. Vorsitzenden und späteren Stadtbrandinspektors Erwin Walter und des nachfolgenden Vorsitzenden und Wehrführers Gottfried Langstrof jun. wurde ein Anbau getätigt, welcher weitere Räume für Küche, Toilettenanlagen, Musikzimmer, Jugendfeuerwehr und Vorstand beherbergt. Für die handwerkliche Ausführung zeichnete neben anderen weitgehend Bardo Heil verantwortlich.

Umfangreiche und kostenintensive Renovierungs- und Modernisierungsmaßnahmen folgten dann erneut Ende des 20. bzw. Anfang des 21. Jahrhunderts unter der Leitung des 1. Vorsitzenden Werner Braun sowie der Wehrführer Reinhard Walter und Bernd Hartmann.

Ein über 30 Seiten starker ausführlicher Bericht der letzten 3 Jahrhunderte des Brandschutzes in Nieder Mörlen findet sich in der 5.ten Chronik des Nieder Mörler Geschichtsvereines aus dem Jahre 1996, übergeben durch Herrn Georg Emanuel Möbs, welchem wir hiermit recht herzlich danken.

Quelle: Geschichtsverein Nieder Mörlen e.V. sowie eigene
Aufzeichnungen der Freiwilligen Feuerwehr Nieder Mörlen e.V.
Zusammenfassung: Werner Braun mit freundlicher Genehmigung des Nieder Mörler Geschichtsvereines